Google Fit Testbericht: Was kann die App?

Google bietet mit Google Fit eine App als Fitness Tracker für das Smartphone an. Dabei ist es nicht zwingend das Ziel, den Fitness Trackern für das Handgelenk Marktanteile abspenstig zu machen, sondern vielmehr im eHealth-Bereich Fuß zufassen und den Weg für die Android Wear Geräte zu ebnen. Google Fit nutzt dabei die im Smartphone vorhandenen Sensoren, um die Aktivität des Benutzers festzustellen. Die Genauigkeit von Fitness Trackern lässt anscheinend sowieso zu wünschen übrig, wieso also nicht ein Smartphone verwenden? Um Google Fit zu testen, wurde die App für 7 Tage auf meinem LG G2 mitgeführt, inklusive einem Kurztrip mit dem ICE nach Hamburg.

Fitness Tracker sind ja das Must-Have für alle Fitnessbegeisterten heutzutage. Jeder Schritt kann gezählt und dabei die verbrauchten Kalorien berechnet werden. Einige bieten zudem einen Schlaf-Tracker an, der zeitgleich die Schlafintensität und damit die Qualität der Nachruhe messen soll. Passend zum Fitness Tracker bieten die Hersteller eine entsprechende Platform im Internet an, die die Daten sammelt und für den Benutzer grafisch aufbereitet.

Google Fit

Google Fit (Bild: fit.google.com)
Google Fit (Bild: fit.google.com)

Google Fit bietet nichts anderes, davon abgesehen, dass der Benutzer direkt mit dem eigenen Smartphone loslegen kann und kein Geld in zusätzliche Hardware investieren muss. Auch die Nutzung der App ist kostenlos.

Unbekannte App
Unbekannte App
Entwickler: Google LLC
Preis: Kostenlos

Google Fit anwenden

Nach der Installation von Google Fit können die gesammelten Daten in der App oder unter fit.google.com betrachtet werden. Einstellungen wie Größe, Gewicht oder Geschlecht können wahlweise in der App oder online bearbeitet und grafisch ausgewertet werden. Damit Google Fit weiß, was der Benutzer macht, werden Standortdaten erfasst und ausgewertet. Auch Tagesziele lassen sich innerhalb von Google Fit definieren, etwa 1h täglich an Bewegung. Den Schlaf einer Person kann die App nicht erfassen und verbrannte Kalorien werden ebenfalls nicht berechnet, trotz Angabe von Körpergröße und -gewicht.

Sobald Google Fit auf dem Android Smartphone installiert wurde, muss die App nicht mehr manuell gestartet werden. Auch ein Neustart oder das Beenden der App hindert diese nicht daran, weiterhin Daten über die Aktivitäten seines Benutzers zu sammeln. Wer das nicht möchte, kann die Aktivitätenerkennung vorübergehend deaktivieren oder muss Google Fit deinstallieren.

Zusätzlich zum Smartphone lassen sich weitere Apps und Geräte mit Google Fit verbinden. Entwickler können beispielsweise die Google Fit API verwenden, um mit Android Wear Geräte die Bewegungen des Benutzers genauer zu erfassen.

Google Fit Aktivitäten

Aktuell versucht Google Fit zwischen Gehen, Laufen und Radfahren eigenständig zu unterscheiden. Weitere Aktivitäten können manuell hinzugefügt werden, beispielsweise Ausdauertraining auf einem Cardio-Gerät oder Schwimmen.

Weitere Aktivitäten können manuell erfasst werden (Bild: Google Fit App)
Weitere Aktivitäten können manuell erfasst werden (Bild: Google Fit App).

In den ersten paar Tagen konnte ich keine Ungereimtheiten in Google Fit erkennen. Die Bewegungsmuster passten in etwa zu dem, was ich machte. Ob die genaue Anzahl der Schritte stimmt, sei dahingestellt, aber Gehen und Laufen wurden meistens richtig erkannt.

Auch eine Hafenbesichtigung in Hamburg, die anfänglich recht langsam begann (etwa mittleres Tempo mit einem Rad), taucht nicht in der Statistik auf. Der Zeitraum der Hafenrundfahrt (10:30 – 11:30) erscheint nicht in den Logs, das heißt, Google Fit hat erkannt, dass ich mich nicht selbst bewege oder dass die Bewegung über Wasser stattfindet und somit nicht von mir ausgeführt wird.

Generell gehe ich jedoch davon aus, dass Google Fit die Schritte zu großzügig zählt. Gerade über die 3,5 Tage in Hamburg wurden unverhältnismäßig viele Schritte pro Tag gezählt.

25.000 Schritte an einem Tag sind umgerechnet ca. 19 Kilometer (Bild: Screenshot Google Fit App)
25.000 Schritte an einem Tag sind umgerechnet ca. 19 Kilometer (Bild: Screenshot Google Fit App).

Zwischen 18.000 bis über 25.000 Schritte pro Tag wurden erfasst. Ich war jeden Tag wirklich viel unterwegs, aber 25.000 Schritte sind in etwa 19 Kilometer. Kaum vorstellbar, dass ich das alles gelaufen bin. Hier müssen entweder Fahrten / Ortswechsel mit U-Bahn und Bus mit eingeflossen sein oder Google Fit berechnet die Schritte falsch.

Google Fit & Datenschutz

Benutzer von Fitness Tracker jeglicher Art sollten sich bewusst sein, dass die Daten in der Regel zur Auswertung auf irgendwelchen Servern im Internet landen. Wird zusätzlich zum Beschleunigungssensor, wie in den meisten herkömmlichen Fitness Trackern eingesetzt, GPS verwendet um die Bewegung zu erfassen, lassen sich dadurch Bewegungsprofile des Benutzers erstellen.

Solange diese Daten nur für die Augen des Benutzers sind, ist das nicht schlimm. Erste Anbieter von Kranken- und Lebensversicherungen haben aber bereits Interesse an den Daten von Fitness Trackern angemeldet und wollen Kunden Rabatte beim Nachweis eines gesunden Lebenswandels anbieten. Was aber, wenn ein Hersteller von Fitness Trackern beschließt, diese Daten ohne Einverständnis seiner Kunden zu verkaufen? Was passiert, wenn eine Datenbank Hackern zum Opfer fällt? Wie sicher sind diese doch sehr persönlichen Daten beim Hersteller gespeichert?

Google Fit bietet eine Option zum vollständigen Löschen der gespeicherten Daten an. Das sollte zumindest für etwas Sicherheit sorgen, wenn die Anwendung nicht mehr benutzt wird.

Alle Daten können gelöscht werden (Bild: Screenshot Google Fit App)
Alle Daten können gelöscht werden (Bild: Screenshot Google Fit App).

Persönliche Meinung

Google Fit auf dem Smartphone ist eine nette Idee und bietet einen kostenloses Einstieg in die Welt der Fitness Tracker über das jeweilige Android Smartphone. Die Genauigkeit des zurückgelegten Schritte lässt dabei sehr zu wünschen übrig, weshalb Google Fit für mich keine ansprechende Lösung zum Tracken meiner sportlichen Aktivitäten ist.

Auch das Online-Portal zu Google Fit ist zur Zeit nicht mehr als eine grafische Darstellung der App auf etwas mehr Displayplatz. Aktuell ist Google Fit lediglich ein Anreiz, sich etwas mehr zu bewegen, um das gesetzte Tagesziel zu erreichen. Verbrannte Kalorien zum Abnehmen? Die Qualität des Schlafs erfassen? Fehlanzeige!

Google Fit online Portal (Bild: Screenshot Google Fit Webseite).
Google Fit online Portal (Bild: Screenshot Google Fit Webseite).

Um im eHealth-Bereich richtigen Mehrwert zu bieten, mangelt es Google Fit an Empfehlungen, wie der eigene Lebensstil oder das Training anhand der Daten verbessern werden kann. Google Fit zeigt nur eine grafische Auswertung der Bewegung, bietet jedoch keine Analysemöglichkeiten zur Verbesserung des Trainings. Weitere Gesundheitsdaten wie Puls oder Körpertemperatur lassen sich ebenfalls nicht in Google Fit integrieren. Interessant wäre zudem eine Verknüpfung von Trainingsplan, Ernährung, Aktivitäten sowie Körperfunktionen und eine entsprechende Analyse der Daten.

In Kombination mit einem Android Wear Gerät könnte die Datenerfassung deutlich genauer und vielfältiger werden. Aber auch hier muss sich erst zeigen, ob diese Geräte besser sind als Fitness Tracker anderer Hersteller. Auch wenn die Google Fit App mit aktuell keinen Mehrwert bietet, bleibt sie trotzdem installiert um den Fortschritt der Entwicklungen zu beobachten.

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