Wieso blockieren Webseiten VPNs?
Die einzige Möglichkeit das Recht auf Privatsphäre online zu schützen, ist die Verwendung eines VPNs. Leider gibt es Webseiten, die verletzen und den Zugriff über einen VPN blockieren. Einige Webseiten haben dafür auch einen guten Grund.
Die bekanntesten Webseiten, die VPNs blockieren sind Netflix, Hulu, Amazon aber auch die BBC. Aber auch Adidas verweigert den Zugriff auf die Webseite, solange ein VPN aktiv ist.
Wieso blockieren Webseiten VPNs?
Dabei ist nicht klar, wieviel Webseiten wirklich den Zugang via VPN blockieren. Es könnten jedoch tausende Webseiten sein. Webseiten-Betreiber sind nicht grundsätzlich gegen VPN, haben aber über die Jahre eine große Blacklist an VPN-Adressen gesammelt.
Kurze Einführung: Was ist ein VPN?
Ja was ist ein VPN? Wenn ihr zu Hause online geht, wird die Verbindung ins Internet über einen Router aufgebaut. Der Router erhält dabei eine IP-Adresse. Diese IP-Adresse ist wie eure Adresse zu eurem Haus. Über die IP-Adresse wissen Webseiten, wohin Datenpakete zu schicken sind, so wie der Postbote weiß an welches Haus das Päckchen zu liefern ist.
Die IP-Adresse zu Hause ist eine andere wie bei der Arbeit oder im Café um die Ecke.
Ein VPN (Virtual Private Network) baut eine verschlüsselte Verbindung auf. Von eurem Computer zu einem Server in ein einer andere Stadt oder in einem anderen Land. Die Datenpakete werden wie durch einen Tunnel zu diesem entfernten Server gesendet und dann erst ins Internet an die Webseite geschickt.
Der Internet-Provider sieht nicht mehr, was ihr im Internet macht, da alle Daten verschlüsselt sind. Webseiten kennen eure richtige IP-Adresse nicht, sondern nur die IP-Adresse des entfernten Servers.
Ein VPN gibt euch beispielsweise eine IP-Adresse aus Großbritannien, London, obwohl ihr in Wirklichkeit in Deutschland, Essen sitzt. Die Webseite sieht aber nur die britische IP-Adresse. Der VPN-Server erhält für euch die Datenpakete und schickt diese verschlüsselt an euch weiter.
VPNs blockieren ist einfach
Webseiten verfolgen Besucher über die IP-Adresse. Dadurch lässt sich die Sicherheit verbessern, Benutzer bessere und relevante Werbung ausspielen und unterschiedliche Inhalte je nach Land anzeigen.
Das IP-Tracking ist der Grund wieso viele Nutzer einen VPN verwenden und genau deshalb ist es für Webseiten so einfach, einen VPN zu blockieren.
Ein VPN-Anbieter hat nur eine begrenzte Anzahl an IP-Adressen. Und da die meisten VPN-Server auf das alte IPv4 Protokoll setzen, ist es schwierig für die Anbieter neue und einzigartige IP-Adressen zu erzeugen.
Zudem verwenden mehrere Nutzer oft die gleiche IP-Adresse bei einem VPN-Anbieter. Mit einfachen Tools wie ipinfo lässt sich der Service hinter einer IP-Adresse herausfinden, feststellen welche IP-Adresse von mehreren Besuchern verwendet wird und anschließend auf eine Blacklist setzen.
Den Betreibern von Webseiten stehen weitere Möglichkeiten zur Verfügung einen VPN zu blockieren. Diese sind zwar nicht so gängig, funktionieren aber ebenfalls.
Bei Port Blocking wird ermittelt, welchen Exit-Port der VPN-Anbieter für seine IP-Adressen verwendet. Anschließend wird dieser Port blockiert. Das ist grundsätzlich eine einfach Methode, da viele VPNs den Port 1194 von OpenVPN verwenden.
Bei Deep-Packet Inspection werden die Metadaten des Benutzers auf Spuren einer Verschlüsselung überprüft. Diese Signaturen sind wie ein Fingerabdruck eines VPN-Dienstes. Diese lassen sich zudem nur schwer verstecken.
Verträge der Streaming-Seiten zwingen zur Blockade von VPNs
Wieso blockieren Netflix & Co VPNs? Weil die Streaming-Dienste Verträge mit den Rechteinhaber von Serien und Filme haben. Dabei werden diese Verträge pro Land abgeschlossen. Somit darf nicht alles was in den USA auf Netflix läuft in Deutschland auf Netflix gezeigt werden.
Es könnte beispielsweise sein, dass das Recht an einer Serie in Deutschland nicht von Netflix, sondern von ProSieben erworben wurde. Und ProSieben möchte nur ungern die deutschen Nutzer an die amerikanische Webseite verlieren. Denn weniger Zuschauer bedeutet weniger Werbeeinnahmen. Deshalb zwingen die Rechteinhaber zur Nutzung von VPNs um ihr Kunden (ProSieben, nicht den Zuschauer) nicht zu verärgern.
Das ist der Grund weshalb Netflix und Amazon in jedem Land auch andere Serien und Filme zeigen.
Hinzu kommt natürlich auch, dass in jedem Land eine unterschiedliche Kultur und somit ein unterschiedliches Interesse an Filmen besteht. Lizenzen für japanische Manga-Filme sind in Japan deutlich teurer als in Deutschland. Würde Netflix-Deutschland günstig Lizenzen für japanische Mangas einkaufen und gleichzeitig den japanischen Traffic über VPNs bekommen, würde das den Lizenzmarkt in Japan zerstören.
Die Rechteinhaber schützen über Verträge den Wert der Lizenzen und reduzieren die Übertragungsrechte auf einzelne Länder oder Regionen. Netflix, Amazon aber auch die TV-Sender müssen für jedes Land einzelne Lizenzen kaufen. Und damit dieses regionale Prinzip durch Streaming-Anbieter nicht zerstört wird, müssen VPNs auf die Blacklist.
Es gibt die Vermutung, dass Rechteinhaber vertraglich das Recht haben, Lizenzrechte zurückzunehmen, sobald ein Streaming-Anbieter die Ausstrahlung einer Sendung nicht schützt. Und der Klageweg steht den Rechteinhaber natürlich auch offen.
Webseiten möchten Spam und Betrug reduzieren
Webseiten-Betreiber haben ein Interesse an einem störungsfreien Betrieb und möchten rechtswidrige Nutzung ausschließen. Durch das Blockieren von VPNs werden jedoch mehr unschuldige Nutzer bestraft als Kriminelle ausgesperrt.
PayPal hat sich zahlreiche Beschwerden eingehandelt, weil Accounts nach der Nutzung von VPNs gesperrt wurden. Da IP-Adressen auch zur Online-Identität des Nutzer zählen, bleibt einigen Webseiten nichts anderes übrig. Insbesondere im Bereich der Finanzen unterliegen Unternehmen strengen regionalen Gesetzen.
Einige Webseiten blockieren VPNs nicht ausdrücklich, tragen aber Informationen zur öffentlichen Blacklists bei. Dort werden IP-Adressen gesammelt die durch Spam oder verdächte Aktivitäten aufgefallen sind.
Und wie landen IP-Adressen auf einer Blacklist? Wenn eine IP-Adresse dadurch auffällt, weil hunderte Personen sich über die gleiche UP-Adresse auf einer Webseite anmelden. Das könnt ein Indiz sein, dass diese Personen einen VPN nutzen um ihre wahre Herkunft zu verschleiern.
Öffentliche WLANs blockieren VPNs
Grundsätzlich rate ich von öffentlichen WLANs ab. Und wenn ihr euch in ein öffentliches WLAN einwählt, solltet ihr VPN verwenden. Eine Übersicht an guten VPNs findet ihr ebenfalls hier im Blog. Weder Starbucks noch das Hotel müssen wissen, was ihr im Internet macht. Dabei geht es jedoch nicht um den Betreiber des WLANs sondern die anderen Nutzer im WLAN.
Öffentliche WLANs sind grundsätzlich nicht sicher und lassen sich leicht hacken. Alle Datenpakete im WLAN lassen sich durch jeden Nutzer mitlesen.
Deshalb ist es absolut frustrierend, wenn Hotspot-Betreiber VPNs blockieren. Natürlich möchte der Betreiber sich davor schützen, dass das Netzwerk für illegale Sachen genutzt wird. Gleichzeitig werden alle Nutzer der Gefahr ohne VPN ausgesetzt.
VPN Blockade umgehen
Wie lässt sich ein blockierter VPN umgehen? Was tun, wenn der VPN-Anbieter auf einer Blacklist steht?
Die Mehrzahl der VPN-Nutzer sind keine Betrüger oder Raubkopierer. Ganz im Gegenteil. Es handelt sich im Personen, die sich sorgen um die Privatsphäre machen und Menschen, die Zensur umgehen wollen.
Es gibt Möglichkeiten eine VPN Blockade zu umgehen. Aber Lösungen die heute funktionieren, können Morgen schon wieder veraltet sein.
- Nutze einen Premium VPN-Dienst. Ist ein VPN kostenlos, ist die Leistung deutlich eingeschränkt.
- Sichere VPN Protokolle sind besser, wenn auch etwas langsamer.
- Besorgt euch eine private VPN IP-Adresse.
- Die meisten VPNs verwenden den Port 1194. Dieser ist leicht zu erkennen. Versucht stattdessen die Ports 2018, 41185, 433 oder 80.
- Einige VPN-Anbieter haben spezielle Server zur Verschleierung. Versucht diese.
- Auch der Tor-Browser kann helfen.
VPNs und Blacklists sind ein Katz-und-Maus-Spiel. Unternehmen wie Netflix werden von den Rechteinhaber gezwungen, VPNs zu blockieren. Totalitäre Regierungen versuchen, durch Zensur die Menge an Informationen einzuschränken. Solange solche Systeme bestehen, werden VPNs für ein freies Internet benötigt.
Geek, Blogger, Consultant & Reisender. Auf seiner Detail-Seite findest du weitere Informationen über Benjamin. In seiner Freizeit schreibt Benjamin bevorzugt über Technik-Themen. Neben Anleitungen und How-To’s interessieren Benjamin auch Nachrichten zur IT-Sicherheit. Sollte die Technik nicht im Vordergrund stehen, geht Benjamin gerne wandern.