GPS-Spoofing: Was ist das?
Stell dir vor du triffst du mit einem Freund in einem Café in dem du vorher noch nie warst. Du bist schon 20 Minuten zu spät, aber GPS und Google Maps bist du dir sicher, dass du den weg zielsicher finden wirst. Und plötzlich zeigt dein GPS, dass du dich in einem anderen Land befindest und das Jahr 2033 ist. Doch was ist passiert? Hat jemand dein GPS gefälscht?
Erinnerst du dich noch an James Bond, der Morgen stirbt nie? In diesem Film ist genau das gleiche passiert. Das GPS eines britischen Kriegsschiff an der Grenze zum chinesischen Meer wurde so manipuliert, dass das Schiff sich in internationalen Gewässern wähnte, obwohl es chinesisches Hoheitsgebiet verletzte. Der Konflikt war vorprogrammiert.
Was ist GPS-Spoofing?
GPS-Spoofing ist ein Angriff auf ein GPS-Empfänger. Dabei soll dem GPS-Empfänger ein anderer Standort vorgespielt werden. Ein Angreifer verwendet dazu eine Art Radiosender, der ein gefälschtes GPS-Signal sendet und damit den GPS-Empfänger in der Nähe stört.
Der GPS-Empfänger zeigt dem Nutzer damit eine inkorrekte GPS-Position an. Während GPS-Spoofing mit einem Sender zur Störung des GPS-Empfang aufwendig ist, lässt sich der GPS-Empfang auf Smartphones mit Apps leichter fälschen. Diese Apps können andere Apps davon überzeugen, dass ein anderer Standort vorliegt.
Das Global Navigation Satellite System (GNSS), zu dem GPS (das Global Positioning System) gehört, wird auch verwendet, um Datum und Uhrzeit auf Geräte auf der ganzen Welt zu synchronisieren. Wenn dein Gerät ein gefälschtes Signal erhält, kann damit nicht nur der Standort, sondern auch Uhrzeit und Datum manipuliert werden.
Wie funktioniert GPS-Spoofing
Angriffe als GPS-Spoofing waren früher sehr teuer und wurden meist den Einsatz in der Kriegsführung verwendet. Warum? GPS-Spoofing kann die Position von Schiffen, Flugzeugen und Fahrzeugen verfälschen und damit den Feind in die Irre führen.
Obwohl es immer noch für diesen Zweck verwendet wird, ist das GPS-Spoofing inzwischen für normale Hacker erschwinglich geworden. Alles, was dafür benötigt wird, ist ein tragbarer Funksignalsender mit Open-Source-Software. Das alles ist für unter 300 Euro erhältlich.
Das GPS findet deinen Standort mit Hilfe von Satelliten, die die Erde umkreisen. Die Satelliten senden kontinuierlich Funksignale, mit denen ein GPS-fähiges Gerät den Standort trianguliert.
Die Funksignale sind auf der Erde jedoch ziemlich schwach. Ein lokaler Sender in der Nähe mit einem stärkeren Signal kann mit einem Denial-of-Service-Angriff verursachen. Dabei wird das Signal aus dem Weltall überlagert und der GPS-Empfänger erhält das gefälschte Signal. Dabei wird jedoch nicht nur das eigentliche Ziel des Angriffs manipuliert sondern alle GPS-Geräte in der Nähe.
Wofür wird GPS-Spoofing verwendet?
GPS-Spoofing wird für eine Vielzahl von Szenarien eingesetzt. Dazu zählen beispielsweise:
- Kriegsführung: GPS-Spoofing kann die erkannte Position von Schiffen, Flugzeugen und anderen Fahrzeugen verändern. Zum Beispiel könnte ein Hacker ein nicht existierendes Flugzeug auf dem GPS eines anderen Flugzeugs erscheinen lassen, so dass der Pilot denken würde, dass sich ein anderes Flugzeug ihm nähert, obwohl dieses nicht existiert.
- Taxifahrten: Taxifahrer können damit ihren Standort fälschen, um mehr Geld oder Ansehen zu verdienen (auch wenn die Reise noch nicht beendet war). GPS-Spoofing könnte verwendet werden, um den Standort für kriminelle Aktivitäten zu tarnen. Dies kann ein enormes Sicherheitsrisiko für die Fahrgäste darstellen.
- Bauunterbrechung: GPS-Sensoren werden zur Steuerung einiger Baumaschinen eingesetzt. Stelle dir die fatalen Folgen vor, wenn eine Tonne Ziegelsteine an der falschen Stelle abgeladen werden würde.
- Geofencing: GPS-Systeme werden verwendet, um Lieferfahrer und Lieferungen zu verfolgen. Fernfahrer verfügen in der Regel über GPS-gestützte Geofencing-Systeme, die die Ladung im Lkw bis zum Ziel sperrt. Böswillige Angreifer können den Standort des Trucks manipulieren, um die Ladung zu stehlen.
- Apps: Einige Apps können Nutzern helfen, den Standort des Smartphones zu verfälschen. Diese GPS-Manipulation kam sehr häufig bei Pokemon Go zum Einsatz. Diese GPS-Spoofing-Apps verändern das GPS-Signal für alle Apps auf dem Smartphone. Damit wird dann auch Google Maps gestört.
Wie kann man sich vor GPS-Spoofing schützen?
Es gibt Technologien die GPS-Spoofing verhindern und unterbinden sollen. Für den normalen Nutzer ist diese Technik weder verfügbar noch erschwinglich. Aber auch Unternehmen können einige Maßnahmen ergreifen, um sich vor GPS-Spoofing zu schützen:
- Backup-Systeme können Änderungen an den GPS-Koordinaten und der Uhrzeit feststellen. Mit Rubidium- oder Cäsiumuhren lässt sich die Uhrzeit sehr genau feststellen. Diese Uhren können verwendet werden, bis sich beispielsweise die Uhrzeit in den GPS-Systemen wieder korrigiert hat.
- Wenn du Fahrer, Lieferungen, Flugzeuge oder Schiffe von einem Bürogebäude aus überwachen möchtest, solltest du die Antenne auf dem Gebäude so verdecken, dass diese von der Seite nicht erkennbar und damit angreifbar ist. Gefälschte Signale sind näher als der Satellit und werden in der Regel vom Boden aus übertragen und nicht aus der Luft.
- Software und Apps können maschinelles Lernen verwenden, um ungewöhnliche Abweichungen zu erkennen und dem Benutzer eine Warnung auszugeben.
Geek, Blogger, Consultant & Reisender. Auf seiner Detail-Seite findest du weitere Informationen über Benjamin. In seiner Freizeit schreibt Benjamin bevorzugt über Technik-Themen. Neben Anleitungen und How-To’s interessieren Benjamin auch Nachrichten zur IT-Sicherheit. Sollte die Technik nicht im Vordergrund stehen, geht Benjamin gerne wandern.