Mit Vergabe der LTE Lizenzen wurden die Mobilfunkanbieter von der Bundesnetzagentur verpflichtet, einen bestimmten Frequenzbereich erst zum Ausbau ländlicher Regionen mit Internet zu verwenden, bevor diese in Großstädten eingesetzt werden konnten. Auf diese Weise wurden viele Regionen in Deutschland mit schnellem Internet über LTE angeschlossen. Doch was taugen die LTE DSL Verträge für Zuhause wirklich
DSL Anschluss ist nicht gleich DSL Anschluss. Verschiedene Anbieter realisieren den Internetanschluss über unterschiedliche Technologien. Bei der Telekom erhält der Kunde meist DSL über Kupferkabel und vermehrt auch über Glasfaserkabel. Die Kabelanbieter nutzen ausschließlich Glasfaser und seit neustem gesellt sich auch die Mobilfunktechnik LTE zu den DSL-Anschlüssen für Zuhause dazu.
Eignen sich LTE DSL Verträge für Zuhause?
Ohne zu tief in die Technik einzusteigen, soll an dieser Stelle kurz der Unterschied zwischen einem kabellosen und kabelgebundenen DSL-Anschluss erklärt werden. Das größte Problem für den Anschlussanbieter ist nicht die maximale DSL-Geschwindigkeit, sondern die Menge der übertragenen Daten. Bei DSL über Kupferkabel oder Glasfaserkabel kann jeder Verteilerkasten (Kasten an den mehrere per Kabel angeschlossen sind) ein vielfaches an Internetdaten im Vergleich zu einer LTE-Basisstation (Funkstation über die Haushalte angeschlossen sind) übertragen. Das bedeutet, dass jeder Verteilerkasten deutlich mehr Haushalte mit einer bestimmten DSL-Geschwindigkeit, beispielsweise 10 Mbit/s, versorgen kann. Bei einer LTE-Basisstation bedingt die Mobilfunktechnik, dass alle angeschlossene Haushalte sich die Bandbreite teilen müssen. Dazu ein Beispiel:
Eine LTE-Basisstation besitzt eine maximale Übertragungsgeschwindigkeit von 150 Mbit/s (höhere Geschwindigkeiten sind ebenfalls möglich). An diese Basisstation werden 10 Haushalte angeschlossen. Sind alle 10 Haushalte gleichzeitig online, bekommt jeder eine maximale Download-Geschwindigkeit von 15 Mbit/s. Jedoch sind in der Regel nicht alle Haushalte gleichzeitig online. Also werden an so eine Basisstation vom LTE-DSL-Anbieter beispielsweise 20 Haushalte angeschlossen.
Ein Verteilerkasten für Kupfer- und Glasfaserkabel schafft mehrere Gbit/s und besitzt somit einen technischen Vorteil.
Der Flaschenhals
Wie beim Strom gibt es auch bei der Internetnutzung Stoßzeiten. Beispielsweise der Feierabend oder das Wochenende. Sind jetzt alle 20 Haushalte aus dem Beispiel oben gleichzeitig online, bekommt jeder nur noch 7,5 Mbit/s. Egal was in den Vertragsdaten steht. Geht man davon aus, dass Anbieter wie Vodafone oder die Telekom die Kosten für den Aufbau der LTE-Basisstationen wieder einspielen wollen, werden so viele Haushalte wie möglich mit einer Basisstation versorgt.
Die psychologische Drossel
Damit keiner der angeschlossenen Haushalte permanent Daten aus dem Internet herunter läd, besitzen alle LTE-DSL Verträge eine Volumenbegrenzung. Pro Monat steht jedem Haushalt nur ein per Vertrag festgesetztes Volumen an Daten zum Download zur Verfügung. Wird dieses Volumen überschritten, reduziert der Anbieter die Übertragungsgeschwindigkeit, und zwar erheblich. Nicht verbrauchte Volumen verfällt dabei.
Das sorgt beim Nutzer selbstverständlich für eine psychologische Drossel. Jeder Download wird zweimal überlegt und Streaming-Dienste möglicherweise nicht genutzt. Hier wird auch die Netzneutralität eingeschränkt, da nicht jeder Dienst von jedem Benutzer genutzt werden kann, da Datenvolumen zu einem künstlich knappen Gut wird.
Geld drucken
Wurde das monatliche Inklusivvolumen verbraucht, kann bei Vodafone beispielsweise zusätzliches Volumen hinzugebucht werden. Das lässt sich der Anbieter jedoch teuer bezahlen. Preise von über 25% des eigentlichen LTE-DSL-Vertrages sind da problemlos möglich. Siehe Bild unten.
Der Witz
Das Inklusivvolumen sowie extra gekauftes Datenvolumen berechtigen den Kunden noch lange nicht zur vollen DSL-Geschwindigkeit. Auch hier wird vertraglich von „bis zu“ geredet. Es kann untertägig zu erheblichen Schwankungen kommen.
Praxisbeispiel
Aus persönlicher Erfahrung kann ich an dieser Stelle vom Haushalt meiner Eltern berichten, der seit über zwei Jahren einen Vodafone LTE Zuhause Internet Vertrag nutzt. Laut Vertrag stehen hier bis zu 21 Mbit/s zur Verfügung und 15 GB Daten monatlich.
21 Mbit/s
Wurde noch nie erreicht. Nie. Die Drossel kommt dafür immer und pünktlich sobald die 15 GB verbraucht wurden. Teilweise kommt es schon zu längeren Abschnitten am Tag, in denen weniger als 1 Mbit/s übertragen wird und das, obwohl noch mehr als ausreichend Datenvolumen zur Verfügung steht.
15 GB Daten
Sind ein Witz. Erst nach langen Diskussionen am Telefon wurde der Anschluss auf den höchsten Tarif mit 30 GB Datenvolumen umgestellt. Wohin das reichen soll, konnte mir der Mitarbeiten von Vodafone nicht verraten. In dem sehr offenen und freundlichen Gespräch wurde mein Frust zwar zur Kenntnis genommen, mir aber auch erklärt, dass Vodafone über das Zubuchen von Datenvolumen gut Geld verdient. Wenn man einen Blick auf die Preise für das Zubuchen von LTE Datenvolumen wirft, wird schnell klar, dass Vodafone hier sehr gute Nebeneinnahmen generiert. 15 Euro für 10 GB ist schon fast Wucher, wenn der Vertrag mit 40 GB satte 48 Euro kostet.
In Zeiten von Cloud- und Streaming-Diensten für Musik und Videos, Social Media und Bilderdiensten ist das Inklusivvolumen bei den LTE DSL Vertäge für Zuhause absolut unbrauchbar. Wie der Sony Xperia Z3 Test zeigt, sind Bilder bei 20 Megapixel um die 6 MB und größer. Werden diese über Dropbox oder Google in die Cloud synchronisiert, ist da bald kein Datenvolumen mehr übrig. Amazon Prime Instant Video oder Netflix? Kann man vergessen. Insbesondere bei Haushalten mit mehreren Personen – im Praxisbeispiel meiner Eltern 3 Personen – ist leicht vorzustellen, wohin 15 GB reichen. Das sind pro Kopf 5 GB pro Monat.
Persönliche Meinung
DSL-Verträge mit Volumenlimit sind auch bei herkömmlichen DSL-Verträgen über Kabel zu finden. Ein (armseliger) Versuch der DSL-Anbieter den Traffic etwas zu reglementieren und zusätzliche Einnahmen zu generieren. Glücklicherweise sind die meisten DSL-Verträge über Kabel ohne Volumenbegrenzung. Die Volumenlimits bei LTE-Verträgen als DSL-Ersatz die Vodafone seinen Kunden auferlegt, sind für eine normale Nutzung des Internets ein Witz und absolut unbrauchbar. Eine Familie mit Kinder im heranwachsenden Alter hat so gut wie keinen Mehrwert aus den LTE DSL Verträgen, da das inklusiv Volumen so schnell ausgeschöpft sein dürfte und der Anschluss dann auf eine unbrauchbare Geschwindigkeit gedrosselt wird, dass ein Blick auf Alternativen wie DSL über Satellit durchaus eine Überlegung wert ist.
Die Telekom geht mit den LTE Hybrid-Tarifen einen interessanten Schritt in die richtige Richtung. Hier wird DSL per Kupferkabel und LTE für den Kunden kombiniert und es wird kein Volumenlimit berechnet.
Wer Kunden einen DSL-Vertrag für Zuhause verkauft und diesen mit einem monatlichen Volumenlimit von 15 GB belegt, ignoriert wissentlich (Unwissenheit über den Datenverbrauch kann Vodafone kaum unterstellt werden) wie viel Daten ein Haushalt durchschnittlich pro Kopf und pro Monat verbraucht. Inbesondere in Zeiten, in denen immer mehr Dienste über das Internet genutzt werden. Arbeiten von zu Hause aus ist mit so einem DSL-Anschluss nicht möglich. Hier wurde noch immer nicht erkannt, wie wichtig schnelle und ungedrosselte Internetverbindungen für den Fortschritt in Deutschland sind.
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Geek, Blogger, Consultant & Reisender. Auf seiner Detail-Seite findest du weitere Informationen über Benjamin. In seiner Freizeit schreibt Benjamin bevorzugt über Technik-Themen. Neben Anleitungen und How-To’s interessieren Benjamin auch Nachrichten zur IT-Sicherheit. Sollte die Technik nicht im Vordergrund stehen, geht Benjamin gerne wandern.