Irgendwann stand für meine Freundin und mich fest: Wir wollen wieder zurück nach Deutschland. Das Leben in England, ins besondere in Manchester, war schön und hat Spaß gemacht, aber irgendwann erreicht jeder Auswanderer den Punkt,an dem man für sich entscheiden muss, ob man die Heimat hinter sich lässt oder zurückkehrt. Denn je länger man von Zuhause, Familie und Freunde entfernt ist, desto mehr verliert man den Anschluss. Also haben wir uns für die Heimreise entschieden und unsere Wohnung gekündigt. Somit musste auch der Umzug von England nach Deutschland geplant werden. Nach etwas Recherche standen drei Möglichkeiten zur Auswahl.
Ein Umzug ist immer mit einem gewissen finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden. Je mehr Möbel und Gegenstände von A nach B bewegt werden müssen und je weiter A von B entfernt ist, desto teurer wird es. Von Deutschland nach England war das kein Problem. Mit zwei Koffer pro Person und einem großen Paket via DHL sind wir angekommen. Die Wohnung in Manchester war teilmöbliert mit Küche, Waschmaschine, Trockner, Bett und Sofa. Schreibtisch, Kleiderschrank, Kaffeetisch etc. wurden bei IKEA gekauft.
So billig wie möglich für den Fall, dass die Möbel den Weg nicht nach Deutschland zurück schaffen. Aber über die Zeit kamen Fernseher, Küchengeräte, eine kleine Gefriertruhe, viele Kleidungsstücke, Geschirr, Bücher, eine Playstation 4 und vieles mehr dazu. Was tun? Umzugsfirma buchen, Transporter mieten oder den Versandweg wählen?
Umzugsfirma buchen
Die mit Abstand teuerste, aber auch bequemste Lösung wäre eine Umzugsfirma gewesen. Tag X buchen, alles wird abgeholt und auf einen LKW verladen und nach Deutschland gefahren. Auf Wunsch wird beim Verpacken und Sichern der Möbel geholfen. Das hat jedoch seinen Preis. Kostenvoranschläge wurden nur sehr wiederwillig erstellt, gelegentlich hatte ich das Gefühl, dass wir nicht genügend Möbel für eine Umzugsfirma hatten. Der günstigste Kostenvoranschlag betrug 1500 €.
Alternative zur Umzugsfirma sind Beiladungstransporte. Das wird oft von Speditionen angeboten, die regelmäßig zwischen England und Deutschland unterwegs sind. Leerer Stauraum kann dann mit den Möbeln gefüllt werden. Das ist oft günstiger als eine Umzugsfirma, der Auftraggeber muss jedoch zeitlich flexibel sein. Den einzigen Kostenvoranschlag den ich erhalten habe, bezifferte sich auf 800 €, jedoch 3 Wochen vor dem geplanten Auszugsdatum, das war nicht machbar.
Transporter mieten
Transporter in England mieten, alles einpacken, nach Deutschland fahren und dort abgeben: Unbezahlbar! Die Kosten für die Rückführung lassen sich Autovermietungen teuer bezahlen. Alternativ kann ein Transporter in Deutschland gemietet werden. Dazu würde jedoch eine dritte Person oder ein Flugticket benötigt, um den Transporter nach England zu fahren. Vorteil: Rückflugticket bleibt erspart. Nachteil: Erheblicher Zeitaufwand.
Viele Transporter bei Autovermietungen haben ein Kilometerlimit, das durch die Strecke Stuttgart – Manchester – Stuttgart erheblich überschritten werden würde, was zu zusätzlichen Kosten führt. Hinzu kommt, dass das Übersetzen per Fähre pro Person die Kosten erhöht, gegebenenfalls hätte auch ein Übernachtung pro Fahrt mit eingeplant werden müssen. Abschließend wurden noch die geschätzten Kosten für Benzin mit eingerechnet. Der kleinste Kostenanteil war tatsächlich die Anmietung des Transporters für geschätzte 5 Tage. Mehrkilometer, Übersetzen per Fähre, Übernachtung und Sprit sorgten je nach Kalkulation und Transporter für Kosten zwischen 1300 € und 1700 €.
Der Versandweg
Die bis jetzt errechneten 1500 € für den Umzug überschritt den Anschaffungswert der von uns gekauften Möbel um etwa ein Drittel. Für 1500 € hätten wir alles genau so in Deutschland neu und schöner kaufen können. Deshalb haben wir uns entschieden, alles, wirklich alles, das nicht in einen Karton passte über Gumtree zu verkaufen. Dafür standen uns etwa 5 Wochen bis zum gebuchten Abflug bereit.
Auf den Seiten parcel2go und yodel sowie interparcel wurden die maximal Größen für Pakete erfragt und diese dann gekauft. Meine Pakete hatten die Maße 59 x 39 x 39 cm. Wichtig, die Lieferrestriktionen bei den Diensten lesen. So können Fernseher beispielsweise verschickt werden, jedoch wird keine Gewährleistung bei Bruch des Displays übernommen. Glas darf generell nicht verschickt werden, genauso wie Alkohol. Überprüft wurde der Inhalt unserer Pakete jedoch nicht. Parcel2Go ist ein Vermittler von DHL, UPS und anderen Speditionen während Yodel seine eigene Fahrzeugflotte besitzt.
Wir haben uns für Parcel2Go mit DHL entschieden. Das war nicht das billigste Angebot, mit DHL aber eine Spedition mit guten Bewertungen, zudem wurden die Paketmaße des Fernsehers (109 x 16 x 61 cm) akzeptiert. Yodel hat diese Maße nicht akzeptiert. Somit musste der Fernseher nicht verkauft werden. Alle Pakete wurden gepackt und eine Abholung auf Freitag bestellt. Anschließender Donnerstag war unser Heimflugtag, so gab es 6 Tage Puffer, sollte DHL nicht auftauchen. DHL tauchte auf, holte 11 Paket mit einem Gesamtgewicht von 160 kg in Manchester ab und die Zustellung erfolgte am anschließenden Dienstag in der Nähe von Stuttgart. Ohne Beschädigung, ohne Probleme und für umgerechnet etwa 380 €.
Was passierte mit den Möbeln?
Wie oben erwähnt wurde alle sperrigen Gegenstände auf Gumtree eingestellt. Aber auch ein altes iPhone, meinen PC sowie Computer Monitore, die Mikrowelle, der Teppich im Wohnzimmer, alte Playstation 4 Spiele, Bügelbrett sowie Bügeleisen wurden entweder bei Gumtree oder eBay inseriert. Das Ergebnis: knappe 1000 € Einnahmen aus dem Verkauf.
Zudem wurde ordentlich ausgemistet, um die Anzahl der Pakete niedrig zu halten. Alte Kleider und Schuhe wurden in einen Altkleidercontainer geworfen, so dass jemand anders einen Nutzen davon haben kann. Bücher und DVDs wurden bei einer Wohltätigkeitsorganisation abgegeben und unnötige Unterlagen weggeworfen.
Persönliche Meinung
Der Umzug von England nach Deutschland über den Versandweg ist sicher nicht für jeden geeignet. Hat sich aber soviel Hausrat angesammelt, dass es nicht mehr in die Koffer für das Flugzeug passt, aber zuwenig für eine Umzugsfirma, sollte die Option im Hinterkopf behalten werden. Gerade wenn die Möbel entbehrlich sind und kein antiker Flügel mit nach Deutschland muss, mag der Verkauf der Gegenstände eine sinnvolle Option sein.
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Geek, Blogger, Consultant & Reisender. Auf seiner Detail-Seite findest du weitere Informationen über Benjamin. In seiner Freizeit schreibt Benjamin bevorzugt über Technik-Themen. Neben Anleitungen und How-To’s interessieren Benjamin auch Nachrichten zur IT-Sicherheit. Sollte die Technik nicht im Vordergrund stehen, geht Benjamin gerne wandern.