Ein VPN (Virtual Private Network) ist eine beliebte Technik, um die Anonymität beim Surfen zu verbessern. Dabei baut eine Software eine verschlüsselte Verbindung zwischen dem Computer und einem privaten Server auf.
Dabei entstanden VPNs ursprünglich um die Kommunikation und Netzwerkverkehr in Firmen sicherer zu machen. Beispielsweise um Außendienstmitarbeiter über die verschlüsselte Verbindung von zu Hause oder dem Kunden sicher in das interne Netzwerk zu schleusen.
6 VPN Mythen aufgedeckt
Im Laufe der Zeit hat sich diese Technologie aber auch bei Privatpersonen durchgesetzt, die ihr Surfverhalten vor den neugierigen Blicken des Internet-Providers verstecken möchten. Aber auch um Dienste zu nutzen, die im eigenen Land blockiert werden, eignen sich VPNs.
Ein VPN ist eine leistungsfähige Technik. Eine Technik die jedoch auch ihre Einschränkungen und Limitierungen besitzt. Einige Webseiten preisen VPNs als den ultimativen Heilsbringer für anonymes Surfen an. Ganz so einfach ist es dann doch nicht.
Dieser Beitrag soll über einige VPN Mythen aufklären und Fehleinschätzungen zu VPNs ins richtige Licht rücken. Weiterführende Informationen ist im großen VPN Wissen zusammengefasst.
Kostenlose VPNs sind genauso gut
Alles hat seinen Preis. Bei der Auswahl eines VPN Anbieter gibt es kostenpflichtige und kostenlose Dienste. Viele Nutzer sind zu geizig die wenigen Euros für einen guten Dienst auszugeben. Aber kann ein gute VPN kostenlos sein? Das kommt auf die Nutzung drauf an.
Wer hin und wieder die Verbindung verschlüsseln möchte, beispielsweise im Hotel oder für zwei Wochen im Urlaub, für den kann ein kostenloser VPN ausreichend sein. Power-Nutzer, die jeden Tag die Internet-Verbindung verschlüsseln wollen und das am besten für mehrere Geräte gleichzeitig, sollten zu einem leistungsstarken Anbieter gehen.
Dabei kosten die meisten Anbieter zwischen 6 und 12 Euro pro Monat. Das sind zwischen 2 und 3 Bier im Restaurant pro Monat. Dafür erhalten Nutzer unlimitierte Bandbreite, spezielle Server für Torrent, gleichzeitige Nutzung mehrere Geräte sowie Server-Standorte in fast allen Ländern.
Zudem bieten kostenpflichtige Dienste oft eine bessere Verschlüsselung sowie weitere VPN-Protokolle, die in der kostenlosen Version nicht zur Verfügung stehen. Einige Anbieter stellen den Premium-Kunden Funktionen zur Erkennung von VPNs zur Verfügung und umgehen damit VPN-Blockaden.
Ein VPN verlangsamt die Internet-Verbindung
Ein VPN funktioniert durch Verschlüsselung der Daten auf dem Endgerät. Dabei wird jedes Datenpaket in einem verschlüsselten Transportpaket eingeschlossen. Dieses wird dann über den VPN-Tunnel an den VPN-Server übertragen. Der VPN-Server entschlüsselt das Transportpaket und sendet das Datenpaket dann an die Ziel-Webseite.
Die Ziel-Webseite sieht somit nur eine Anfrage vom VPN-Server und antwortet diesem auch. Die Antwort wird im VPN-Server wieder verschlüsselt und durch den VPN-Tunnel an das Gerät gesendet und dort entschlüsselt.
Dieser Prozess der Ver- und Entschlüsselung an beiden Enden des Tunnels dauert einige Zeit und hat das Potenzial, die Internetverbindung aufgrund des Protokoll-Overheads zu verlangsamen. Die VPN Sicherheit hat eben einen Preis.
Schaut man auf einen VPN-Anbieter, der seinen Dienst sowohl kostenlos als auch kostenpflichtig anbietet macht es Sinn, dass die Datenpakete der Premium-Kunden auf dem Server bevorzugt behandelt werden.
Mit der höheren Priorität wird die Internetverbindung schneller und näher an der Geschwindigkeit einer Nicht-VPN-Verbindung sein.
Es kann trotzdem vorkommen, dass auf dem VPN-Server viel Traffic entsteht. Beispielsweise abends, wenn viele Kunden zu Hause sind. Erfahrungsgemäß ist der Verlust der Geschwindigkeit marginal.
Teilweise kann es vorkommen, dass einige Anwendungen mit VPN sogar schneller laufen. Man bekommt dann den Eindruck, dass der Internet-Provider (heimlich?) Traffic bestimmter Dienste depriorisiert. Da der VPN den Inhalt vor dem Internet-Provider versteckt, funktioniert das Ausbremsen nicht mehr.
Ein VPN ist nur für fortgeschrittene Benutzer gedacht
Ein VPN ist nicht für Technik-Analphabeten gedacht. Wer kein Drag & Drop kann und Angst hat das Internet zu löschen, sollte keinen VPN nutzen.
Früher war es zudem extrem aufwendig, einen VPN richtig auf dem Endgerät zu konfigurieren. Das ist aber nicht mehr der Fall.
Die besten VPN Dienste bieten intuitive Apps und Software für Windows, macOS, iOS und Android. Nach der Anmeldung mit Benutzername und Passwort genügt in der Regel ein Klick und die Verbindung zum VPN-Server wird hergestellt.
Ein VPN bietet absolute Anonymität
Ziel eines VPN ist es, die Online-Anonymität über den verschlüsselten Tunnel auf einem sicheren Server anzubieten. Und die hohe 256-Bit-Verschlüsselung, die bessere VPNs bieten, ist nahezu unmöglich zu knacken. Das führt zu dem Mythos, dass der VPN-Nutzer online völlig anonym ist.
Ein VPN macht den Nutzer nicht grundsätzlich anonym, sondern verschleiert Teile der Internetaktivitäten.
Einige Beispiele, was ein VPN anonymisiert:
- Der Internet-Provider sieht, dass der Nutzer im Internet ist, aber er sieht nicht mehr welche Webseiten aufgerufen werden.
- Eine Webseite erkennt einen Besucher, teilweise sogar über Cookies. Aber die Webseite sieht als Standort des Nutzer den Standort des VPN-Servers.
- Die Verbindung zwischen VPN-Client auf dem Computer und dem VPN-Server ist verschlüsselt und schwer zu hacken. Nach dem VPN-Server sind die Datenpakete wie gewohnt, beispielsweise über HTTPS, verschlüsselt. Dabei ist keine Verschlüsselung zu 100% sicher.
Zudem sieht auch der VPN-Server die Anfragen und ein VPN-Anbieter kann diese beliebig speichern. Strafverfolgungsbehörden können die VPN-Protokolle anfordern. Je nach Standort des VPN-Anbieters ist dieser sogar gezwungen, auf Anfrage Daten an andere Länder weiter zu geben.
Deshalb ist es wichtig einen Anbieter ohne VPN-Logs zu wählen. Was nicht gespeichert wird, kann nicht weitergegeben werden. Zudem sollte ein VPN-Anbieter in einem Land sitzen, dass kein Abkommen zum Datenaustausch hat.
Alle VPN-Dienste sind gleich
Wie bei jeder Dienstleistung und jedem Service unterscheidens ich auch die VPN-Anbieter deutlich voneinander. Ein VPN ist eben nicht gleich ein VPN. Folgende Unterscheidungsmerkmale sind bei der Wahl des VPN-Dienstes zu beachten:
- Preis: VPN-Anbieter unterscheiden sich teilweise stark im Preis. Insbesondere wenn Dienste ein, zwei oder drei Jahre im Voraus bezahlt werden. Hier lässt sich teilweise viel Geld sparen.
- Geschwindigkeiten: Sehr gute VPN-Dienste bieten mehr Server und ein umfangreicheres Netzwerk, das größere Datenmengen bewältigen kann. Dadurch reduziert sich das Risiko von langsamen Geschwindigkeiten.
- Unterstützte Plattformen: Obwohl alle VPNs einen Windows-PC unterstützen, sollten die Anbieter auch andere Plattformen wie Mac, Android, iOS und Router unterstützen.
- Server: Ein robuster VPN-Dienst verfügt über viele Server in mehr Ländern. Das trägt dazu bei, dass Latenzprobleme bei Online-Gaming reduziert und VPN-Blockaden minimiert werden.
Was sonst noch beim Kauf eines VPN zu beachten ist, könnt ihr im Beitrag nachlesen. Dabei solltet ihr immer Wissen, was ihr von einem VPN erwartet und ob ein Anbieter diese Erwartungen erfüllen kann. Der Preis sollte dabei nicht das alleinige Entscheidungskriterium sein.
Ein VPN sorgt für Ihre Sicherheit
Ein VPN ist ein wichtiges Instrument, um den Datenverkehr bei dem Weg ins Internet zu verschlüsseln und vor den ersten “wachsamen” Augen wie dem WLAN-Hotspot-Betreiber oder dem Internet-Provider zu verstecken. Ein VPN alleine reicht in vielen Fällen nicht aus.
Ein VPN ist beispielsweise kein Ersatz für ein Antivirenprogramm und schützt weder den Browser noch den Computer vor schädlichen Webseiten oder Downloads.
Um die Anonymität im Internet weiter zu verbessern, kann beispielsweise Tor mit einem VPN zusammen zum Einsatz kommen. Wem Tor zu langsam ist, sollte wenigstens den Browser im Inkognito- oder Privat-Modus nutzen.
Dabei werden beim Schließen des Browsers alle Cookies gelöscht. Zudem funktionieren Erweiterungen im Inkognito- oder Privat-Modus nicht. Dadurch reduziert sich die Chance einen Nutzer durch Cookies oder der Kombination an Erweiterungen zu identifizieren.
Weiterführend Informationen:
Geek, Blogger, Consultant & Reisender. Auf seiner Detail-Seite findest du weitere Informationen über Benjamin. In seiner Freizeit schreibt Benjamin bevorzugt über Technik-Themen. Neben Anleitungen und How-To’s interessieren Benjamin auch Nachrichten zur IT-Sicherheit. Sollte die Technik nicht im Vordergrund stehen, geht Benjamin gerne wandern.