Wird Play to Earn der neue Blockchain-Megatrend?
Gaming ist spätestens seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ein wirtschaftlicher Megatrend. Unternehmen wie Activision Blizzard, Take Two Interactive oder Electronic Arts konnten in dieser Zeit massive Kursgewinne an den Aktienmärkten erzielen. Allerdings verfolgen diese Unternehmen zu einem nicht unwesentlichen Teil ein überholtes Geschäftsmodell.
Immerhin müssen Spieler zumeist noch Spieletitel kaufen, um diese spielen zu können. Später gibt es In-Game-Transaktionen, welche für spezielle Features benötigt werden. Allerdings gibt es hier einen nicht unwesentlichen Nachteil, denn die Spieler investieren ihr Geld, ohne das Eigentum an den virtuellen Gegenständen zu erwerben. Mit Play to Earn, könnte sich nun der nächste Megatrend abzeichnen. Was Play to Earn ist und wie dieser Ansatz funktioniert, erfährst du in diesem Artikel.
Welches Problem gibt es bei aktuellen Spielen?
Spieleentwickler verfolgen aktuell zwei grundsätzliche Ansätze bei der Entwicklung von Computerspielen:
- Pay to Play: Hierunter fallen typische Vollpreistitel, welche Spieler digital auf einer Plattform oder als physische Version erwerben. Neben den Kosten für den Kauf, welche bei neuen Spielen meistens bei rund 69 € liegen, können auch Kosten innerhalb des Spiels anfallen.
- Free to Play: Bei diesem Ansatz entwickeln die Spielestudios in der Basis kostenlose Spiele. Hier können die Spieler dann die grundlegenden Funktionen des Spiels wahrnehmen. Das wohl erfolgreichste Free to Play Spiel der letzten Jahre ist Fortnite von Epic Games. Hier kaufen Spieler Equipment zur Individualisierung des Charakters.
Free to Play hat sich zu einem neuen Branchenstandard entwickelt. Für die Entwickler ist auch dieser Ansatz wirklich lukrativ, immerhin hat allein Fortnite im Jahr 2020 rund 1,8 Milliarden US-Dollar an Umsätzen erzielt. Von diesen Umsatzzahlen können manche Entwicklerstudios, die klassische Pay-to-Play-Titel entwickeln, nur träumen. Auch für Anleger ist das ein interessanter Trend, denn langfristig könnte dieser Trend dazu führen, dass die Aktien der klassischen Entwicklerstudios an Wert verlieren.
Nichtsdestotrotz gibt es objektiv betrachtet auch bei Free-to-Play-Spielen einen signifikanten Nachteil: die Eigentumsverhältnisse. Spieler, die etwa in Fortnite Geld investieren, um Equipment zu erwerben, haben kein Eigentum an den gekauften Gegenständen. Sollte der Account etwa zu einem späteren Zeitpunkt gelöscht werden, sind auch die Gegenstände verloren.
Was ist Play to Earn und welches Problem löst dieser Ansatz?
Die logische Lösung für dieses Problem ist Play to Earn. Bei Play to Earn handelt es sich um einen neuartigen Ansatz, der die Eigentumsrechte klar regelt. Einfach gesprochen erwerben Spieler bei den Play-to-Earn-Titeln das Recht an den Gegenständen. Das Play-to-Earn-Modell ist eine Weiterentwicklung von Free-to-Play. Das heißt, dass die Spiele in der Basis kostenlos bleiben – oder zumindest kostenlos sein können. Warum wir hier eine eher vage Ausdrucksweise verfolgen, erfährst du im späteren Verlauf des Artikels.
Wichtiger ist jedoch die Tatsache, dass Spieler im Spiel selbst Geld verdienen können. Das funktioniert, indem der User das Eigentum an einzelnen Gegenständen erhält. Natürlich sind nicht seltene Gegenstände nicht wirklich etwas wert, doch vor allen Dingen limitierte Ausrüstungsgegenstände können durch eine hohe Nachfrage rasant an Wert gewinnen.
Das heißt, dass Spiele mit einer großen Community auch tendenziell höhere Gewinne ermöglichen. Für die Entwickler ist dieser Ansatz auch interessant, denn finanziell motivierte Spieler haben grundsätzlich ein größeres Interesse an einem Titel und bleiben länger im Ökosystem. Zudem sinkt die Schwelle, Geld innerhalb des Ökosystems auszugeben. Somit kommt es hier zu einer Win-Win-Situation, von der Entwickler und Community gleichermaßen profitieren.
Wie funktioniert das Play-to-Earn-Modell?
Wer sich jetzt die Frage gestellt hat, was das Gaming nun mit Kryptowährungen zu tun hat, darf sich an dieser Stelle über die Auflösung freuen. Bei Play-to-Earn-Spielen kommen Kryptowährungen zum Einsatz – im speziellen die sogenannten Non Fungible Token (NFT).
Diese besonderen Kryptowährungen haben bereits zu Beginn des Jahres 2021 einen Hype erlebt. Zum damaligen Zeitpunkt stand allerdings die Tokenisierung von Kunstgegenständen im Fokus der Marktteilnehmer. Dieses Mal handelt es sich dahingegen um tokenisierte Gegenstände in Spielen. Das Besondere an NFTs ist deren Einzigartigkeit. Jedes Token kann es nur einmal geben, sodass die Eigentumsverhältnisse in den Spielen klar definiert sind.
Es ist zwar möglich, dass die Entwickler mehrmals optisch identische Gegenstände auf Token prägen, doch deren Kennung ist und bleibt einmalig. Für die Spieler und Sammler ist jedenfalls ersichtlich, dass es einige Ausrüstungsgegenstände nur in begrenzter Zahl gibt.
Sobald die Emission der NFT stattgefunden hat, endet auch der Einfluss der Entwickler. Diese erhalten eine Vergütung für die emittierten Token und haben anschließend keinen sonderlichen Einfluss auf die weitere Marktentwicklung des Token mehr. Somit können Gegenstände mit sehr guten Eigenschaften schnell einen hohen Wert erreichen, da unterschiedliche, professionelle Spiele diese Items benötigen.
Welche Blockchain wird für Play-to-Earn-Spiele verwendet?
Ein Großteil der aktuell verfügbaren Play-to-Earn-Titel verwendet Token nach dem ERC-721-Standard. Dementsprechend basieren diese Token auf der Ethereum Blockchain. Im Grunde haben Spieler nun zwei Möglichkeiten, um Gegenstände im Spiel zu erwerben.
- Spiele-Token kaufen: Auf einer Krypto-Börse können Spieler einfach die nativen Token des jeweiligen Spiels erwerben. Aktuell führen noch nicht sehr viele Krypto-Börsen die benötigten Token, sodass die Transferierung der Token zu einem kleinen Abenteuer werden kann.
- Ethereum transferieren: Der deutlich einfachere Weg ist die Verwendung von Ethereum. Spieler müssen an einer Krypto-Börse lediglich Ethereum kaufen und mithilfe von Ether die passenden ERC-721 Token erwerben. Dieser Weg ist in der Praxis deutlich einfacher umzusetzen.
Welche Play-to-Earn-Spiele gibt es aktuell?
Für die meisten Gamer, die diesen Artikel lesen, dürfte Play to Earn ein wirklich spannender Ansatz sein. Immerhin bestünde dann die Möglichkeit, legendäre Ausrüstungsgegenstände nach Bedarf zu verkaufen und somit echtes Geld zu verdienen. Doch welche Spiele unterstützen aktuell überhaupt diesen neuartigen Ansatz? In der folgenden Liste haben wir 10 der größten und spannendsten Play-to-Earn-Titel aufgeführt:
- Decentraland
- Axie Infinity
- NBA TopShot
- The Sandbox
- Zed Run
- Aavegotchi
- Gods Unchained
- Vulcan Verse
- Spliterlands
- Illuvium
Damit du einen guten Einblick in die wichtigsten Titel erhältst, wollen wir dir mit Decentraland, NBA TopShot und Axie Infinity die wohl wichtigsten Vertreter des neuen Genres vorstellen.
Dencentraland
Das wohl bekannteste Blockchain-Spiel aus dem Play-to-Earn-Universum ist Decentraland. In diesem Spiel ist der Name wahrlich auch Programm, denn es handelt sich um ein komplett dezentralisiertes Spiel. Auf dem ersten Blick erinnert das Spiel etwas an Second Life, welches im Jahr 2003 veröffentlicht wurde.
Bei Decentraland ist quasi jedes sichtbare Objekt ein NFT, welches unter den Spielern gehandelt werden kann. So können die User etwa das Land auf der Karte, die Kleidung der Charaktere oder sogar die Namen untereinander handeln. Allerdings hat es auch einige Jahre gedauert, bevor sich Decentraland zu dem entwickelt hat, was es heute ist.
Die Veröffentlichung des Spiels fand immerhin schon 2017 statt. Zum damaligen Zeitpunkt konnten die Spieler das erste Land im Spiel für Kurse von ca. 20 USD erwerben. Wer heute in Decentraland etwas Land kaufen möchte, muss mindestens 3.000 USD bezahlen.
Für Investoren der ersten Stunde bedeutet dies, dass das digitale Land innerhalb der letzten Jahre eine Rendite von mehr als 15.000 % erreicht hat. Für Anleger von klassischen Gaming-Aktien sind das kaum greifbare Werte – hier freuen sich die Marktteilnehmer schon über die oftmals gesuchten Tenbagger im Depot.
Für die Transaktionen innerhalb des Spiels benötigen die Spieler das ERC-721 Token Dencentraland (MANA). Mit MANA lassen sich sämtliche In-Game-Käufe abwickeln. Hier profitieren vor allen Dingen die Spieler, die bereits Land gekauft haben, denn die Transaktionen finden auf dem Land der Spieler statt. Somit gilt auch in Decentraland, dass nur die Eigentümer von Land wirkliche Geschäfte machen können. Wer Land hat, der kann eigene Events hosten oder Geschäfte betreiben und somit am Ende des Tages Geld verdienen.
Axie Infinity
Das zweite Spiel, welches sich extremer Beliebtheit erfreut, ist Axie Infinity. Jeder Fan der klassischen Pokemon Spiele muss sich nun festhalten, denn Axie verfolgt den grundlegenden Charakter dieser Nintendo-Klassiker. Innerhalb des Spiels heißen die Kreaturen Axies – und natürlich sind diese auch handelbar. Der Grundstein des Spiels wurde erst 2020 gelegt.
In Axies Infinity können die Spieler ihre Axies gegeneinander kämpfen lassen und somit verbessern. Je besser die eigenen Monster sind, desto wertvoller sind diese am Markt. Auch das Trainieren führt nach einiger Zeit zu einer Verbesserung und Wertsteigerung der kleinen Monster. Besonders spannend ist allerdings das Züchten neuer Axies.
Im Juli 2021 kosteten die günstigsten Axies auf dem offiziellen Axie Marktplatz rund 250 US-Dollar. Wer mit dem Spiel starten möchte, muss auch erstmal etwas Geld investieren. Jedoch sollten Spieler nach dem Start zumindest das eigene Investment wieder rausholen können – insbesondere die steigenden Nutzerzahlen sprechen für diese Entwicklung.
Die Währung des Spiels sind die Small Love Potions (SLP), welche ebenfalls auf dem ERC-721-Standard basieren. Diese Token ermöglichen die Verbesserung des eigenen Axie und können durch Events verdient werden. Wer jetzt allerdings das schnelle Geld erwartet muss enttäuscht werden. Die erste Züchtung kostet im Spiel beispielsweise 100 SLP, welche durchschnittlich zu 0,30 USD gehandelt werden. Somit müssen Spieler also 30 USD investieren oder alternativ an zahlreichen Wettbewerben teilnehmen.
NBA TopShot
Das letzte Spiel, welches wir im Rahmen dieses Artikels hervorheben wollen, ist NBA TopShot. Bei uns in Deutschland ist das Spiel erwartungsgemäß eher unbekannt. In den USA konnte NBA TopShot jedoch innerhalb kürzester Zeit ein riesiges Publikum adressieren. Der Grund hierfür ist nicht nur, dass es sich um ein Spiel handelt, welches sich um Basketball dreht. Vielmehr ist die NBA, also die größte Basketballliga der Welt, der Hauptsponsor und Namensgeber des Spiels.
NBA TopShot ist eine Art Sammelkartenspiel. Die Sammelkarten erinnern jedoch nicht an klassische Sammelkarten – das wäre auch zu wenig, um einen wirklichen Vorteil darzustellen. Vielmehr können Spieler streng limitierte Karten ihrer Lieblingsspieler erhalten und das Eigentum mit einem handelbaren Token nachweisen. Spannend ist zudem, dass die Karten animiert sind und besondere Events zeigen. So gibt es etwa Karten die besondere Körbe von Stars wie Lebron James zeigen.
Innerhalb des Spiels selbst kaufen die Spieler ganze Packs und hoffen auf seltene und wertvolle Sammelkarten. Die NBA gibt hier regelmäßig limitierte Packs mit einer Chance auf hochwertige Sammelkarten aus.
Play to Earn könnte Gaming-Industrie disruptieren
Das Play to Earn ist ein interessanter Ansatz, der durchaus seine Daseinsberechtigung hat, steht wohl außer Frage. Die große Frage, die sich allerdings stellt, ist wann die etablierten Entwickler diesen neuen Megatrend erkennen und adaptieren. Für die gesamte Kryptoszene dürfte diese Entwicklung eine positive Wirkung haben. Insbesondere Ethereum mit seinen zahlreichen Token-Standards hat sich extrem gut positioniert, um überproportional vom Play-to-Earn-Trend zu profitieren.
Geek, Blogger, Consultant & Reisender. Auf seiner Detail-Seite findest du weitere Informationen über Benjamin. In seiner Freizeit schreibt Benjamin bevorzugt über Technik-Themen. Neben Anleitungen und How-To’s interessieren Benjamin auch Nachrichten zur IT-Sicherheit. Sollte die Technik nicht im Vordergrund stehen, geht Benjamin gerne wandern.